Schutzkonzept des Stadtsportverband Neuss e.V.
Unser ganzheitlicher Schutzansatz im Sport
(Ordnung)
Umfassender Schutzansatz
Kultur der Achtsamkeit
Umfassende Umsetzung im Verband
Rheinstr. 18
41460 Neuss
Schutzkonzept des Stadtsportverband Neuss e.V.
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1. Einleitung
2. Definitionen - Was verstehen wir unter interpersoneller Gewalt im Sport?
Um wirksam gegen interpersonelle Gewalt vorgehen zu können, ist ein gemeinsames Verständnis der verschiedenen Gewaltformen unerlässlich. Im Folgenden definieren wir die relevanten Begriffe:
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2.1. Machtmissbrauch
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Unter Machtmissbrauch verstehen wir jede Form der Ausnutzung einer Machtposition zum eigenen Vorteil und zum Nachteil anderer. Im sportlichen Kontext kann dies beispielsweise durch Trainerinnen, Betreuerinnen oder Funktionärinnen geschehen, die ihre Autorität missbrauchen, um Sportlerinnen zu manipulieren, zu kontrollieren oder auszunutzen.
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2.2. Grenzverletzungen und Übergriffe
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Grenzverletzungen sind Handlungen, die persönliche Grenzen überschreiten. Sie können unbeabsichtigt sein, resultieren oft aus fachlichen oder persönlichen Unzulänglichkeiten und sind durch Reflexion korrigierbar. Übergriffe hingegen sind bewusste Handlungen, die wiederholt oder massiv persönliche Grenzen verletzen. Sie missachten die Selbstbestimmungsrechte der betroffenen Person und sind Ausdruck eines unzureichenden Respekts.
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2.3. Körperliche (physische) Gewalt
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Körperliche Gewalt umfasst alle Formen der bewussten physischen Schädigung einer Person. Im Sport kann dies von übermäßig hartem Körperkontakt im Training bis hin zu gezielten Schlägen oder anderen Formen der körperlichen Misshandlung reichen.
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2.4. Emotionale (psychische) Gewalt
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Emotionale Gewalt bezeichnet Verhaltensweisen, die die psychische Integrität einer Person verletzen. Dazu gehören verbale Angriffe, Demütigungen, Drohungen, Einschüchterungen oder soziale Isolation. Im sportlichen Kontext kann dies beispielsweise durch anhaltende Kritik, Bloßstellung vor der Gruppe oder Ausgrenzung geschehen.
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2.5.Sexualisierte Gewalt
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Sexualisierte Gewalt umfasst jede sexuelle Handlung, die an oder vor einer Person entweder gegen deren Willen vorgenommen wird oder der die Person aufgrund körperlicher, psychischer, kognitiver oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen kann. Im Sport kann dies von anzüglichen Bemerkungen über unerwünschte Berührungen bis hin zu sexuellem Missbrauch reichen.
3. Ziele der Prävention und Intervention interpersoneller Gewalt im Sport
Unser Sportverband Neuss e.V. setzt sich aktiv für den Schutz aller Mitglieder vor jeglicher Form von interpersoneller Gewalt ein. Mit diesem Schutzkonzept verfolgen wir folgende übergeordnete Ziele:
3.1. Schaffung einer Kultur des Hinsehens und der Beteiligung:
Alle Vereinsmitglieder sollen für das Thema sensibilisiert und ermutigt werden, bei Verdachtsfällen aktiv zu werden.
Wir fördern eine offene Kommunikationskultur, in der Bedenken und Beobachtungen ohne Angst geäußert werden können.
3.2 Implementierung präventiver Maßnahmen:
Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden Präventionskonzepts.
Möglichst regelmäßige Schulungen und Fortbildungen für alle Trainerinnen, Übungsleiterinnen und Funktionär*innen.
Einführung eines gelebten Ehrenkodexes für alle im Verband tätigen Personen.
3.3 Etablierung effektiver Interventionsstrukturen:
Benennung und Qualifizierung von Ansprechpersonen.
Entwicklung klarer Handlungsleitfäden für den Umgang mit Verdachtsfällen und konkreten Vorfällen.
Aufbau eines Netzwerks mit externen Beratungsstellen und Fachkräften.
3.4 Förderung eines sicheren Sporterlebens für alle Mitglieder:
Gestaltung von Trainings- und Wettkampfsituationen unter Berücksichtigung von Schutzaspekten.
Schaffung von Rückzugsräumen und Möglichkeiten zur Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche.
Regelmäßige Überprüfung und Anpassung unserer Verbandsstrukturen hinsichtlich potenzieller Risikofaktoren.
3.5 Stärkung der Rechte von Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen:
Förderung der Selbstbestimmung und des Selbstbewusstseins unserer jungen Mitglieder.
Regelmäßige Befragungen zur Zufriedenheit und zum Sicherheitsgefühl im Verband.
Durch die konsequente Verfolgung dieser Ziele streben wir an, unseren Verband zu einem Ort zu machen, an dem sich alle Mitglieder sicher, respektiert und wertgeschätzt fühlen. Wir verstehen die Umsetzung dieses Schutzkonzepts als kontinuierlichen Prozess.
4. Erste Bestandsaufnahme: Analyse der Akteur*innen im Verband & Risikoanalyse
4.1. Analyse der Akteur*innen
Vorstandsmitglieder*innen
Hauptamtliche Mitarbeiter*innen
Ehrenamtliche Helfer*innen
Trainer*innen und Übungsleiter*innen
Sportler*innen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene)
Eltern und Erziehungsberechtigte
Externe Dienstleister (z.B. Reinigungskräfte, Hausmeister)
Kooperationspartner (z.B. Schulen, andere Vereine)
4.2. Risikoanalyse
Betreuungssituationen (z.B. Einzeltraining, Fahrten zu Wettkämpfen)
Kommunikationsstrukturen und Machtverhältnisse
Verbandsskultur und Umgang mit dem Thema Kinderschutz
Basierend auf diesen Erkenntnissen haben wir spezifische Präventionsmaßnahmen und Verhaltensrichtlinien entwickelt, die in den folgenden Abschnitten dieses Schutzkonzepts detailliert beschrieben werden. Wir betrachten die Risikoanalyse als kontinuierlichen Prozess und werden sie regelmäßig überprüfen und aktualisieren.
5. Präventionsleitfaden und Umsetzung von Maßnahmen
Unser Verband verpflichtet sich zu einem umfassenden Präventionsansatz zum Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt. Folgende Maßnahmen setzen wir dafür um:5.1. Vorbildfunktion der Leitung
Der Vorstand und die Vereinsleitung übernehmen eine klare Vorbildfunktion. Sie kommunizieren regelmäßig die Bedeutung des Kinderschutzes und leben die Präventionskultur aktiv vor.5.2. Information und Einbeziehung aller Akteur*innen - Öffentlichkeitsarbeit
Wir informieren alle Verbandssmitglieder, Eltern und externe Partner transparent über unsere Präventionsarbeit. Dafür nutzen wir verschiedene Kommunikationskanäle wie unsere Website und Informationsveranstaltungen.5.3 Aufnahme des Themas in Satzungen und Ordnungen
Der Schutz vor Gewalt ist fest in einer zusätzlichen Ordnung verankert. Dies unterstreicht die Verbindlichkeit unseres Engagements.5.4. Benennung und Qualifizierung von Ansprechpersonen
Wir haben vier qualifizierte Ansprechpersonen für den Kinderschutz benannt. Diese stehen allen Mitgliedern als vertrauliche Anlaufstelle zur Verfügung.5.5 Einstellungsgespräche
Bei Einstellungsgesprächen thematisieren wir den Kinderschutz und machen unsere Haltung deutlich. Die Bereitschaft zur Unterzeichnung des Ehrenkodex ist Voraussetzung für eine Tätigkeit in unserem Verband.5.6. Ehrenkodex als Instrument der Selbstverpflichtung
5.7. Das erweiterte Führungszeugnis
5.7.1. Regelung der Vorlage des erweiterten Führungszeugnisses
Alle Personen im Verband müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Diese werden regelmäßig erneuert. (Empfehlung: Alle 2-3 Jahre bei Übungsleiter*innen/Trainer*innen – Alle 4-5 Jahre bei allen weiteren im Verband tätigen Personen)5.7.2. Ablauf
5.8. Sensibilisierung und Qualifizierung der Mitarbeitenden / Personalentwicklung
Wir bieten Schulungen und Fortbildungen für alle Mitarbeitenden an.5.9. Verhaltensleitlinien zum respektvollen Umgang miteinander
Die Leitlinien sollten gemeinsam mit allen relevanten Gruppen erarbeitet werden.
Sie sollten konkret und praxisnah formuliert sein.
Die Leitlinien müssen allen Beteiligten bekannt gemacht und von ihnen akzeptiert werden.
Bei Verstößen gegen die Leitlinien sollten klare Konsequenzen folgen.
5.9.1. Verhaltensleitlinien für Mitarbeitende (MA)
Wahrung angemessener körperlicher und emotionaler Grenzen
Keine Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Sportler*innen
Transparente Kommunikation und Entscheidungsfindung
Verantwortungsvoller Umgang mit Nähe und Distanz
Keine Anwendung von Gewalt in jeglicher Form
Achtung der Privatsphäre und Intimsphäre der Sportler*innen
Keine sexualisierten Kommentare oder Berührungen
Vorbildfunktion in Bezug auf Fairness und respektvollen Umgang
Bereitschaft zur Reflexion des eigenen Verhaltens
5.9.2. Verhaltensleitlinien für Sportler*innen
Keine Anwendung von körperlicher oder verbaler Gewalt
Achtung der Grenzen anderer (körperlich und emotional)
Keine Diskriminierung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung etc.
Verantwortungsvoller Umgang mit sozialen Medien
Mut, Grenzverletzungen anzusprechen und sich Hilfe zu holen
Unterstützung von Teamkolleg*innen
Sorgsamer Umgang mit Verbandseigentum und Sportanlagen
5.9.3. Verhaltensleitlinien für die Eltern/Erziehungsberechtigten
Unterstützung der pädagogischen Arbeit der Trainer*innen
Keine unangemessene Einmischung in Trainings- oder Wettkampfentscheidungen
Förderung von Fairplay und respektvollem Verhalten bei den eigenen Kindern
Positive Unterstützung aller Sportler*innen, nicht nur des eigenen Kindes
Akzeptanz der Grenzen und Fähigkeiten des eigenen Kindes
Einhaltung von Verhaltensregeln bei Wettkämpfen und Veranstaltungen
Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Verband
Offenheit für Gespräche bei Problemen oder Konflikten
Unterstützung der Präventionsarbeit des Verbands
5.10. Netzwerkarbeit und Nachhaltigkeit
5.11. Information und Beratung der Mitgliedsorganisationen (für Bünde & Fachverbände)
6. Beschwerdemanagement & Krisenintervention
Unser Verband legt großen Wert auf ein effektives Beschwerdemanagement und einen klaren Kriseninterventionsplan, um im Falle von Grenzverletzungen oder Gewaltvorfällen angemessen und schnell reagieren zu können.6.1. Beschwerdemanagement & Kriseninterventionsplan
Wir haben ein transparentes und niedrigschwelliges Beschwerdesystem eingerichtet, das allen Verbandsmitgliedern zugänglich ist. Dieses umfasst:Klar benannte Ansprechpersonen für Beschwerden
Verschiedene Beschwerdewege (persönlich, schriftlich, anonym)
Einen strukturierten Prozess zur Bearbeitung von Beschwerden
Unser Kriseninterventionsplan legt fest, wie bei Verdachtsfällen oder konkreten Vorfällen vorzugehen ist. Er beinhaltet:
Sofortmaßnahmen zum Schutz Betroffener
Klare Zuständigkeiten und Kommunikationswege
Schritte zur Einbeziehung externer Fachberatung6.2. Interventionsschritte - Beratungsleitfaden / Beratungsleitlinien
Wir haben einen detaillierten Interventionsleitfaden entwickelt, der folgende Schritte umfasst:Ruhe bewahren und Situation einschätzen
Dokumentation des Vorfalls/Verdachts
Information der zuständigen Ansprechperson
Beratung im Krisenteam und Planung weiterer Schritte
Externe Fachberatung hinzuziehen
Gespräche mit Beteiligten führen
Entscheidung über weitere Maßnahmen treffen6.3. Rehabilitation
Für den Fall von unbegründeten Verdächtigungen haben wir ein Rehabilitationsverfahren etabliert:
Offizielle Klarstellung und Entschuldigung
Unterstützung bei der Wiederherstellung des Rufes
Angebot psychologischer Betreuung für Betroffene6.4. Reflexion & Aufarbeitung von Vorfällen
Nach jedem Vorfall führen wir eine gründliche Reflexion durch:
Analyse des Vorfalls und der ergriffenen Maßnahmen
Identifikation von Verbesserungspotentialen
Anpassung von Präventionsmaßnahmen und Schutzkonzept6.5. Anlaufstellen und Notrufnummern
Wir haben auf unserer Homepage mit wichtigen Anlaufstellen und Notrufnummern hinterlegt. Es enthält:Kontaktdaten der verbandsinternen Ansprechpersonen
Nummern von Beratungsstellen und Hilfsangeboten
Notrufnummern für akute KrisensituationenDurch diese umfassenden Maßnahmen stellen wir sicher, dass unser Verband auf Krisensituationen vorbereitet ist und angemessen reagieren kann, um das Wohl aller Mitglieder zu schützen.Schlusswort
Mit diesem Schutzkonzept haben wir einen wichtigen Schritt getan, um unseren Verband zu einem sicheren Ort für alle Mitglieder zu machen. Wir verstehen dies als einen fortlaufenden Prozess und verpflichten uns, die hier festgelegten Maßnahmen konsequent umzusetzen, regelmäßig zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Der Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Jedes Verbandsmitglied trägt Verantwortung dafür, dass wir eine Kultur des Hinsehens und der Achtsamkeit leben. Wir ermutigen alle, wachsam zu sein, Bedenken offen anzusprechen und sich aktiv für ein respektvolles Miteinander einzusetzen. Unser Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Sportler*innen, Trainer*innen, Ehrenamtliche und Mitarbeitenden sicher und wertgeschätzt fühlen. Nur so können wir unserem Auftrag als Sportverein gerecht werden und die positiven Werte des Sports vermitteln. Wir danken allen, die an der Erstellung dieses Schutzkonzepts mitgewirkt haben, und laden alle Vereinsmitglieder ein, sich weiterhin aktiv an seiner Umsetzung und Weiterentwicklung zu beteiligen. Gemeinsam machen wir unseren Verband zu einem Vorbild für Sicherheit und Respekt im Sport.