



- Welche Bedeutung messen Sie dem "Neusser Sport" im gesellschaftlichen Leben der Quirinusstadt zu?
Die Vereine in ihren jeweiligen Stadtteilen tragen maßgeblich zu einer hohen Identifikation mit Neuss und seinen Ortsteilen sowie zu einem aktiven Gemeinschaftserleben bei. Sie sind sinnstiftend und leisten ihren wichtigen Beitrag zur Jugendarbeit und Freizeitgestaltung aller Altersgruppen. Doch es gibt noch Potenzial – Neuss muss sich nicht verstecken und darf ruhig Ansprüche selbstbewusst geltend machen: Egal, ob Eishockey-Regionalliga, Fußball-Oberliga oder Tennis-Bundesliga. Das sind jeweils beachtliche Aushängeschilder, die Neuss in der Sportlandschaft repräsentieren. Auch die Entscheidung des KSK Konkordia Neuss, sich aus der 1. Bundesliga zurückzuziehen und den Fokus noch stärker auf die Förderung junger Talente aus der Umgebung zu setzen, ohne den Leistungssport gänzlich zu opfern, verdient Respekt. Nicht zuletzt spielt in den allermeisten Vereinen auch die Integration, in vielen zudem auch Inklusion, eine gewichtige Rolle. Die anerkennenswerten Leistungen der Sportler sowie der unzähligen Menschen, die sich ehrenamtlich in die Vereinsarbeit einbringen, müssen zwingend durch eine vorzeigbare Infrastruktur zukunftsfähig gemacht werden. Hierzu sollten insbesondere die wirtschaftlich starken Konzerne und Firmen, gerade vor und bei Neuansiedlungen, in Neuss gezielt angesprochen werden. Sie haben die Chance, durch Sponsoring die Verbundenheit mit der Stadt und den Vereinen zu vertiefen und aktiv zur Sportförderung beizutragen. Ein letzter Satz zu dieser Frage: Der Neusser EV hat es geschafft, selbst die „Corona-Zeit“ mit innovativen Formaten für den Nachwuchs zu überbrücken. Neuss bietet im Sport viel mehr als es oft nach außen hin sichtbar ist.
- Wo sehen Sie den "Neusser Sport" organisatorisch im Jahre 2030? Wie stehen Sie einem über den SSV Neuss gesteuerten „Service-Center“ (Arbeitstitel) für die Neusser (Sport-)Vereine gegenüber, um gerade die ehrenamtlichen Vorstände vor dem Wust von Auflagen/organisatorischen Aufgaben zu entlasten und Synergieeffekte für die Vereine zu heben?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Vereine sich mit einem Wust an administrativen und rechtlichen Vorgaben konfrontiert sehen, die mit einem rein ehrenamtlich tätigen Vorstand nach Feierabend und am Wochenende kaum mehr seriös zu bewerkstelligen sind. Mitunter werden schon die Organisation und Durchführung eines Sommerfestes oder eines „Tag der offenen Tür“ zu einem von rechtlichen Belangen geprüften Balanceakt. Eine Art „Service-Center“ könnte für die meisten Vereine eine dankbare Entlastung erwirken, um sich wieder auf die bedeutenden Aufgaben und Belange konzentrieren zu können, zum Beispiel Integration und Inklusion – oder auf den Leistungssport.
Wir wissen nicht, wie sich das Weltgeschehen entwickeln und welche Auswirkungen dies auf die hiesige Wirtschaft und Gesellschaft haben wird.
Ich wünsche dem SSV und allen Neusser Sportvereinen, dass sie ihren Enthusiasmus nicht verlieren und an ihren jeweiligen Profilen weiter anknüpfen können und für Spiel, Sport und Bewegung und viel Freude bei den Zuschauern sorgen werden.
- Wo sehen Sie den "Neusser Sport" infrastrukturell im Jahre 2030? Welche Rolle spielt dabei für Sie die Fortschreibung und Weiterentwicklung des „Sport-Entwicklungsplan“ der Stadt Neuss sowie die „AG Sportentwicklung“?
Es steht zu befürchten, dass die Sportinfrastruktur in Neuss unter den Sparmaßnahmen zu leiden haben wird, die in den nächsten Haushaltsjahren auf die Stadt zukommen werden. Wir sind allerdings nicht der Ansicht, dass diese Bereiche wie Sport, Kultur, Jugend & Soziales oder Umwelt treffen sollten – denn Kultur und Sport sind grundlegende Fundamente für eine funktionierende und lebendige Gesellschaft. Sport und Kultur dienen als eine Art Katalysator, wirken also als Ausgleich, wenn man so will, zu den oft schwer nachvollziehbaren politischen Entwicklungen auf Bundesebene. Sport und Kultur können Frustration und Spaltung entgegenwirken, sie schaffen Räume für Begegnung und Zusammenhalt, sie fördern Wohlbefinden und Lebensqualität. Angebote müssen demnach niedrigschwellig, vielfältig und passgenau konzipiert sein und die Menschen abholen, wo sie je nach Fitness und Interessen, ihren individuellen Neigungen und Möglichkeiten und möglichst unabhängig vom Einkommen stehen. Wir sehen hier überhaupt keinen geeigneten Schauplatz für parteipolitische Debatten und Scharmützel, um damit in die Presse zu kommen. Wer ernsthaft Lebensqualität fördern will, sollte zudem nicht bei Stadiondebatten oder Hallenplänen stehenbleiben und ernsthaft in die soziale Infrastruktur investieren wollen. Mit Tierschutz hat das Thema übrigens auch etwas zu tun: In Grevenbroich sollen Jugendliche in der ersten Jahreshälfte Entenküken gejagt und mit einem Brett erschlagen haben. Ungeachtet dessen, ob die Meldung, die über den Rhein-Kreis hinaus die Aufmerksamkeit der Medien erregte, so zutrifft oder bloß exemplarischen Charakter besitzt – der Sport vermittelt Werte, holt junge Menschen von der Straße und weg von dummen Gedanken, er lehrt auch mit Frust und Niederlagen umzugehen, was in manchen politischen Lagern mittlerweile verpönt zu sein scheint. Aber gerade daran lernen junge Menschen zu wachsen, wichtige soziale Kompetenz zu entwickeln und auszubauen und miteinander fair und respektvoll umzugehen. Die Investitionen in soziale Entwicklungen und die sozialen Folgekosten sind bei der Planung also stets mit zu denken. Jedenfalls ist das unsere Herangehensweise.
- Wie sehen Sie vor dem Hintergrund angespannter finanzieller Rahmenbedingungen die Zukunft der Neusser Bezirkssportanlagen (Anzahl), der Bäderlandschaft (Anzahl und Standort), der Eissporthalle (Sanierung, Neubau oder Wegfall) sowie der Sporthallen, die natürlich stark im Schulbetrieb zudem genutzt werden?
Die Partei für Tierschutz lehnt Einsparungen in den Bereichen Jugend & Soziales, Kultur, Sport und Umwelt ab. Die Bezirkssportanlagen sowie Sportanlagen in Vereins- bzw. Schulträgerschaft müssen erhalten bleiben. Vielmehr sehen wir uns im Bereich Fußball mit der Herausforderung konfrontiert, mindestens eine der Bezirkssportanlagen auf die Anforderungen für den Spielbetrieb in der Oberliga vorzubereiten.
Wir möchten an drei Bäderstandorten in Neuss festhalten: Das Stadtbad hat einen idealen Standort. Eine Verlegung an den Wendersplatz oder in die Nähe des Hafens tragen wir nicht mit. Südbad und Nordbad bleiben unangetastet – notwendige Modernisierungsmaßnahmen natürlich davon ausgenommen. Gleichermaßen möchten wir an der Eissporthalle am Südpark festhalten. Dieser Standort ist ideal – denn damit ist die Halle auch für andere Zwecke nutzbar, sie kann als Mehrzweckhalle ganzjährig genutzt werden. Einen Neubau unterstützen wir nur dann, wenn sich Investoren bereiterklären, die Halle in der Nähe der Skihalle neu zu errichten.
- Welche Bedeutung soll der "Neusser Sport" im Hinblick auf die Integration und die Inklusion spielen?
Eine große Rolle – und dafür gibt es ja auch jede Menge guter Beispiele. Im Stadt-Kurier, Ausgabe vom 08.09.2023, werde ich im Zusammenhang mit dem Integrationslauf folgendermaßen zitiert: Thomas Schwarz glaubt „ganz fest an die integrative Kraft des Sports. Vor allem Kinder gehen hier vorurteilsfrei miteinander um. Sport ist extrem wichtig für unsere Demokratie!“ – An meiner Sichtweise hat sich nichts geändert: Sportvereine vermitteln Werte und sie verfügen über das Wissen, wie sie Menschen mitnehmen können, die Freude am Sport haben, aber unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Wichtig ist mir persönlich, dass sich Familien mit ihren Kindern auch als Zuschauer auf den Sportanlagen sicher fühlen können. Sport ist natürlich auch von unterschiedlichen Emotionen geprägt – da geht es manchmal hoch her, sowohl körperlich als auch verbal. Niemand sollte dabei seine Kompetenzen überschreiten. Denn damit verliert man nicht nur einige Zuschauer, sondern auch Vereinsmitglieder und junge Menschen, die womöglich noch überlegen, welche Sportart für sie passend ist und ob sie einem Verein beitreten möchten. Ich glaube, womit sich Schulen häufig noch schwertun, die Inklusion, gelingt in manchen Vereinen wesentlich besser und zur Freude aller Beteiligten. Daran lässt sich anknüpfen. Neuss hat tolle Vereine, die ebenso tolle Arbeit leisten.
- Welche Rolle spielt für Sie die Förderung des hiesigen leistungsorientierten Sports mit seinen Vorbildern wie Hockey, Tennis, Ringen, Schwimmen oder Voltigieren? Betrachten Sie in diesem Kontext die Stadt Neuss als eine „sportliche Stadt“ oder eine „Sportstadt“?
Bei der Förderung geht grundsätzlich wesentlich mehr – aber die Stadt Neuss muss auch ein echtes Interesse an ihren leistungsorientierten Vereinen und deren Förderung haben. Das ist mir zu billig, immer dann auf die umliegenden Städte zu verweisen. Das tun wir beim Karneval doch auch nicht und freuen uns, dass wir das in dieser Form in Neuss etablieren konnten und pflegen. Wir tun den Vereinen, die sich Saison für Saison in den höheren bis höchsten Spielklassen behaupten und daneben eine vorbildliche Nachwuchsförderung betreiben, doch enormes Unrecht, wenn wir klammheimlich oder offen über den Rhein schielen und noch weiter weg. Mein Fall ist das überhaupt nicht. Ich bin gerne Lokalpatriot in jeder Sportart.
Neuss ist für mich eher wie ein Schwellenland – wir haben ansatzweise Potenzial, noch eine Sportstadt zu werden. Dazu braucht es aber noch erhebliche Investitionen in die Infrastruktur, zum Beispiel ein Stadion, das auch in der Regionalliga mithalten kann, sowohl was die Erreichbarkeit mit Autos und den ÖPNV betrifft als auch von der Ausstattung her.
Die Eissporthalle muss zukunftsfähig sein.
TC BW Neuss spielt bis jetzt wieder eine herausragende Tennis-Saison in der 1. Bundesliga, über 1000 Zuschauer haben die Begegnung gegen den TC Bredeney besucht. Es bleibt aber dabei: Eine Stadt ohne die entsprechende Infrastruktur kann nicht Sportstadt sein – und dies auch nicht werden. Das muss zwingend wechselseitig vorangetrieben werden. Unternehmen gibt es in Neuss jede Menge und den meisten geht es an dem gewählten Standort gut und die Gewerbesteuereinnahmen zeigen das ja auch, manchmal sogar zum Erstaunen des Kämmerers und der Politik. Die Hammer Landstraße ist nach wie vor ein geschichtsträchtiger Ort und noch fest im Gedächtnis vieler Neusser mit dem VfR 06 Neuss verknüpft. Gerne wird noch heute von früher erzählt. Die Vision, vor Ort wieder etwas Zukunftsfähiges entstehen zu lassen, auf dem Gelände des früheren „Stadion an der Hammer Landstraße“, sollte nicht aufgegeben werden…
Ich frage mich außerdem, ob manche Vereine sich überhaupt diese Kunstrasenplätze wünschen? Das ist manchmal nicht mehr dieselbe Sportart…
- Welche Rolle soll und kann der Stadtsportverband Neuss im Hinblick auf etwaige neue Aufgaben samt Ausstattung für den Vereinssport und vereinsungebundenen Sport übernehmen?
Der Stadtsportverband Neuss kann als Ansprechpartner für Ressourcen, Infrastruktur und Fördermittel wirken, aber auch für Kindergärten und Schulen sowie andere Initiativen und Verbände, insbesondere im Rahmen von Integration und Inklusion, als verlässlicher Partner dienen. Des Weiteren sehe ich den Stadtsportverband Neuss als Bindeglied zu den (Sport-)Hochschulen, wenn es u.a. darum geht, innovative Konzepte zu erproben und Forschung zu unterstützen.
- Das Projekt „Neuss macht mobil“ – Mobilitätscheck an den Neusser Schulen in der 2. und 5. Klasse - wird allgemein als vorbildlich eingestuft. Es wird immer gefordert, dass die Erkenntnisse noch besser in Schulen etc. genutzt werden. Wie ist Ihre Einschätzung?
Pauschal lässt sich darüber kaum ein Urteil fällen. Eine differenzierte Betrachtung könnte nach einer Befragung der Schulen erfolgen. Eine unbequeme Wahrheit könnte aber auch die sein, dass erhebliche Unterschiede bei der Nutzung der Erkenntnisse in den Neusser Stadtteilen bestehen werden. Eine Notwendigkeit, aus den Erkenntnissen auch Forderungen abzuleiten und Maßnahmen in die Wege zu leiten, wird jedenfalls nicht bestritten. Sport und Kultur sind wichtige Elemente in einer Gesellschaft, die es zu fördern und zu pflegen gilt.
- Ist Sport für Sie auch Stadt- und Standortmarketing? Wie betrachten Sie in diesem Kontext Großveranstaltungen wie den Sommernachtslauf, die Tour de Neuss oder den QuirinusCup und deren Förderung durch kommunale Mittel/Hilfestellungen?
Selbstverständlich, wie oben bereits angeklungen ist: Sportveranstaltungen spielen eine wichtige Rolle dabei, die Stadt Neuss nach außen zu präsentieren, das Image zu stärken, überhaupt auf die Stadt aufmerksam zu machen, und neue Besucher sowie Investoren anzuziehen. Die genannten Veranstaltungen sind nicht nur sportliche Höhepunkte im Jahr, sondern eben auch gesellschaftliche Treffpunkte, die unterschiedliche Zielgruppen, heimische Gastronomie, Gäste und die lokale Wirtschaft ansprechen und zudem positive Medienresonanz erzeugen. Somit ist der Sport sowohl Stadt- als auch Standortmarketing und sollte – ähnlich wie die kulturellen Formate, die unsere Stadt Neuss prägen – durch kommunale Mittel gefördert werden. Dafür werde ich mich jedenfalls einsetzen. Ich sehe bei jeder Investition nämlich auch die vielfältigen Synergieeffekte, die dadurch erzeugt werden können. Wer hier zu wenig wagt, wird das Spiel am Ende verlieren.
- Welche Rolle spielt Sport in Ihrem Leben?
Eine sehr große, möchte ich meinen. Als Schüler habe ich in Gnadental im Verein Tennis gespielt. Ich wäre aber viel lieber Torwart in einem Fußballverein geworden. Mein Vorbild damals: Jean-Marie Pfaff. Immerhin hatte ich mir schon ein Paar Reusch Torwarthandschuhe zusammengespart und auch gekauft. Ich bin ein großer Anhänger des lokalen Sports – im Zweifel immer lieber Kreisliga als der Kommerz-Fußball, der immer weniger Identifikation erlaubt, so geht es mir zumindest. Einige Jahre war ich sonntags regelmäßiger Gast an der Hammer Landstraße und habe die Meisterschaft und den Aufstieg des VfR 06 Neuss unter Friedhelm Funkel erlebt. Ich drücke der Holzheimer SG die Daumen, damit es vielleicht noch eine Liga weiter nach oben geht. Ich gehe, wenn es meine Zeit erlaubt, gerne in den Südpark zum Neusser EV – und wenigstens zu einem Saison-Heimspiel in der Tennis-Bundesliga. Der aktive Sport ist leider in den Hintergrund getreten – ich suche noch nach einem passenden Angebot wie Qi Gong oder etwas Ähnlichem.
Partei für Tierschutz – TIERSCHUTZ
V.i.S.d.P.: Thomas Schwarz, Rembrandtstraße 116, 41466 Neuss, Mobil: 0176-24790201, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Stadtverordneter und Bürgermeisterkandidat
Bewerber auf Listenplatz 1 der Reserveliste und Direktkandidat für den Wahlkreis 14 Selikum/Reuschenberg